»Der wunderschöne Garten schützte uns vor den Unruhen und dem Krieg, der außerhalb seiner Mauern tobte. Die hohen Bäume waren wie Soldaten, die über uns wachten«,
erinnert sich Chiara Mezzalama.
»Ich war erst neun Jahre alt und konnte nicht verstehen, was geschah. Mein einziges Fenster zur Außenwelt war meine Freundschaft mit Massoud, einem Jungen in meinem Alter, der mir Einblick in die Geschehnisse außerhalb des riesigen Farmaniyeh-Gartens gab.«
Chiara Mezzalama hat eine besondere Beziehung zum Iran: Sie zog zwei Jahre nach der Islamischen Revolution von 1979 dorthin, als ihr Vater, Francesco Mezzalama, Botschafter Italiens in Teheran wurde. Sie wohnten im Botschaftsgebäude im Farmaniyeh-Garten, einem fürstlichen Anwesen in Nord-Teheran. Der Aufenthalt der jungen Chiara im Iran fiel mit einer dunklen und schwierigen Zeit in der Geschichte des Landes zusammen. Ein Jahr vor ihrer Ankunft hatte der iranisch-irakische Krieg begonnen, der acht Jahre lang andauerte, schätzungsweise 500.000 Menschen das Leben kostete und dafür sorgte, dass das Mullah-Regime sich auch im Inneren verhärtete.
Chiara Mezzalama hat nun ein Bilderbuch, genauer, ein Graphic Memoir über diese Zeit veröffentlicht, das die Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei Kindern erzählt: Chiara, die »Gefangene im Botschaftsgarten« (Drinnen), und Massoud, ein iranischer Junge, der wie eine Katze die hohen Mauern des Gartens erklimmt und Nachrichten aus der unruhigen Außenwelt bringt (Draußen).
Man kann das Buch auch als Gleichnis lesen für uns, die wir im schönen Garten Europa leben und ab und zu Besuch bekommen von Geflüchteten aus dem Iran oder einem anderen Land, in dem finstere Gestalten die Bevölkerung terrorisieren. Vielleicht können auch wir mit diesen nicht eingeladenen Besuchern Freundschaft schließen und mehr von der Welt verstehen lernen!
»Diese Lebensphase [in ihrer Kindheit] muss die Autorin nachhaltig beeindruckt haben, denn bereits 2015 erschien in Italien ihr autobiographischer Roman ›Il giardion persiano‹. Nun liegt eine Art Kurzfassung für Kinder und Jugendliche als Graphic Memoir vor. Der französische Illustrator Régis Lejonc hat diese Kindheitserinnerungen in beeindruckenden Bildern umgesetzt. Wo die ›Persepolis‹-Reihe von Marjane Satrapi gut angekommen ist, wird dieses Buch auch Leser*innen finden. Ein besonderes Buch für ausgebaute Bestände.«
Bettina Harling, ekz
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