Die Herrschaft der Länder des Westens über andere Völker hat sich stets auf einen Rassismus gestützt, der die Menschen nach Hautfarben sortiert. Die Bewohner Europas und die aus Europa stammenden Menschen Amerikas haben vor zwei oder drei Jahrhunderten damit begonnen, sich als »weiß« und die Bewohner des südlicheren Afrika oder die von dort stammenden Menschen als »schwarz« zu bezeichnen und die »Weißen« als den »Schwarzen« überlegen zu deklarieren. Die Vorurteile gegen Schwarze Menschen haben eine weiße Herrschaft ermöglicht und sich durch diese Herrschaft weiter verstärkt.
Das Weißsein wurde im Rahmen der Plantagenwirtschaft entwickelt, hat sich dann im kolonialen Raum auf allen Kontinenten ausgebreitet und sich in den multiethnischen Gesellschaften des heutigen Euramerika verfestigt. Wer sich aus reiner Konvention als Weißer bezeichnet ohne ein Bewusstsein der Geschichte, die diese Kategorie geschaffen hat, versteht nicht, dass die damit bezeichnete Beziehung zwischen Menschen auf historischen Verbrechen beruht.
Léonora Miano analysiert das »weiße Problem« in den Vereinigten Staaten seit der Zeit der Sklaverei und das der Europäer seit den kolonialen Eroberungen auf eine ebenso feinsinnige wie schonungslose Weise. Ohne ein Bewusstsein dafür, was »weiß« zu sein bedeutet, wird es nicht einfach sein, ein Erbe abzuschütteln, das von Generation zu Generation, vielleicht als Familiengeheimnis, weitergegeben wird, das zwar etwas peinlich ist, aber immer noch für den symbolischen politischen und wirtschaftlichen Status von Menschen von hoher Bedeutung ist. Es wird einige Zeit vergehen, um die Vorstellung von »Rasse« ihrer Bedeutung zu berauben. Das bedeutet nicht, dass man die Hände in den Schoß legen sollte. Wenn man sich der Größe der Aufgabe bewusst ist, kann man sie auch angehen.
Eine schonungslose Darstellung der Verwüstung, die die Herrschaft des rassistischen Westens bei Völkern angerichtet hat, die er als »schwarz« bezeichnete, während er sich selbst als »weiß« definierte.
»›Es gibt eine Verleugnung des Weißseins durch die Weißen selbst‹, stellt die Essayistin Léonora Miano fest. Nach ihrer Meinung muss man, um das Problem des Rassismus zu lösen, sich mit denjenigen auseinandersetzen, die davon profitieren, nämlich die Weißen. Die Westeuropäer, die vom Wunsch beseelt waren, die Welt zu erobern und sich diese anzueignen, entwarfen eine Vision von sich selbst, die es ihnen ermöglichte und ermöglicht, sich nicht mehr mit der Missachtung ihrer eigenen Werte zu quälen. Sie beschlossen, dass manche Menschen nicht die gleichen Rechte wie sie haben sollten, dass diese Menschen minderwertig […] seien. Erst mit dem Wunsch der Europäer nach Bereicherung wurde der Hautfarbe eine politische Bedeutung beigemessen. Das herauszuarbeiten ist das Verdienst der Autorin.«
Le Monde
»Léonora Mianos jüngstes, äußerst lesenswertes Buch, ›Alles andere als strahlend weiß – Gedanken zum weißen Problem‹, erinnert daran, wie sehr Weißsein zu einer falschen Neutralität erhoben wurde, einer falschen Universalie, die von der gesamten Gewalt der kolonialen Vergangenheit gefärbt ist, die bis heute fortwirkt.«
Radio France
»Im Zuge eines aktiven postkolonialen Denkens […] setzt die Autorin das Konzept des ›Weißseins‹, das ein Synonym für Westlichkeit ist, von einem allzu neutralen Begriff von weiß sein heraus. Léonora Miano, die sich über ihre Lektüre hinaus an die Fernsehserien ihrer Kindheit (Roots etc.) erinnert, in denen das Thema oft nur unvollständig behandelt wurde, hinterfragt die westliche Gleichgültigkeit, das ›die Erinnerung an die Sklaverei nicht zu einer Frage ersten Ranges macht‹.«
Jean-Marie Durand, Philosophie Magazine, IX 2023
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