Mein Name ist Olga Grebennik. Ich bin Mutter, Ehefrau, Tochter, Künstlerin, Schriftstellerin. Ich bin ein Mensch, dessen Leben zerbrochen wurde. Ich habe zwei Kinder – Fedor, neun Jahre alt, und die vierjährige Vera –, einen Mann, meine Mutter sowie einen Hund und eine Katze. Unser Leben vor dem Krieg war wie ein kleiner Garten, in dem jede Blume ihren eigenen Ort und ihre eigene Blütezeit hatte. Liebe nährte diesen Garten, und er wuchs und blühte täglich.
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Ich erinnere mich gut an den Vorabend des Krieges. Die Kinder schliefen, und mein Mann und ich redeten, wir hatten Tausende von Plänen. Wir sind satt und glücklich eingeschlafen. Um fünf Uhr morgens wachten wir auf. Von allen Seiten waren Explosionen zu hören. Ich habe den Kindern sofort ihre Namen, Geburtsdaten und Telefonnummern auf die Arme geschrieben. Am Nachmittag gingen wir in den Keller. Alle Nachbarn waren schon da. Eine schwache Glühbirne, Sand unter den Füßen, eine niedrige Decke. Ich glaubte, dieser Albtraum würde in ein paar Tagen enden. Ich hatte mir ein Notizbuch und einen einfachen Bleistift eingesteckt. Das Zeichnen wurde für mich die Tür zu meiner Innenwelt, die von außen aus Flugzeugen bombardiert wurde. All meine Angst ergoss sich auf das Papier. Mein Notizblock wurde im Keller zum einzigen Halt für mich.
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Insgesamt verbrachten wir acht Tage und acht Nächte im Keller. Am neunten Tag beschloss ich zu fliehen, um die Kinder zu retten. Innerhalb von neun Tagen wurde ich von meinem Zuhause getrennt, von meiner Mutter, von meinem Mann. Ich habe nur noch zwei Kinder, einen Hund und einen Rucksack auf dem Rücken. In mir bildete sich ein riesiges Loch, das ich mit einem Korken verschloss, damit ich nicht verdunstete.
So beginnt das Tagebuch aus Charkow, das vom Kriegstagebuch schnell zum Tagebuch einer Flucht wird. In ihrem Notizbuch beschreibt und skizziert Olga Grebennik mit einfachem Bleistift ihre Erlebnisse und hält ihre Innenwelt fest, während die Außenwelt von Flugzeugen bombardiert wird. Der Notizblock wird zum einzigen Halt.
»Dieses eindringliche Kunstwerk ist höchst authentisch, berührend und ermutigend. Ermutigend durch das inspirierende Vorbild einer tapferen Mutter und liebenden Ehefrau, die ein künstlerisches Tagbeuch zeichnet, als Wagenburg gegen Angst und Gräuel. […] Wer ansatzweise nachempfinden möchte, wie Krieg und Bombenterror Alltag und Leben bedrohen und vernichten und was es bedeutet, im Bunker und auf der Flucht zu überleben, sollte sich dieses Dokument einer Künstlerin zu Herzen nehmen. Zumal es bei aller Trostlosigkeit einen Hauch von Zuversicht verströmt. «
Helmut Benze, BuchMarkt
»Wie es ist, plötzlich mitten in einem Krieg aufzuwachen, erzählt das eindrucksvolle Tagebuch der Illustratorin Olga Grebennik. Sie verbringt mit ihren Kindern und ihrem Hund Tage und Nächte im Keller und beschließt, zu fliehen. Die Bleistiftskizzen und die knappen Sätze erfassen das Leid und die Not der Menschen, erzählen von der Flucht, aber auch Menschen, die sich gegenseitig helfen. Ein berührendes, ein wichtiges Zeugnis!«
Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur
»Wie schwer es wirklich wiegt, von Explosionen geweckt zu werden und plötzlich mitten im Krieg zu sein, zeichnet die Illustratorin Olga Grebennik für ältere Jugendliche und Erwachsene in ihrem ›Charkow-Tagebuch‹. […] Die Bilder der Illustratorin, die nie damit gerechnet hätte, statt einer Fortsetzung vom kleinen, frechen Fuchs ein Kriegstagebuch zu zeichnen, gehen zu Herzen.«
Margit Lesemann, BuchMarkt
»Man muss immer wieder schlucken, wenn man diese Texte liest, und kann nicht anders als darüber nachzudenken, wie es wäre, selbst betroffen zu sein. […] Zweifellos ein wichtiges Buch.«
Natalie Korobzow, Alliteratus
»Grebenniks Tagebuch fungiert als hochwirksame Gedächtnisstütze für das, was Krieg für die Menschen, die Kinder, die Familien, die ›Lebenspläne‹ und den Alltag bedeutet.«
Cyrilla Gadient, Kolibri
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